02 Woche im Jahreskreis Montag
EVANGELIUM | Mk 2, 18-22 |
18Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten?
19Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.
20Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten.
21Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riss.
22Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche.
Tagesimpuls:
Neuer Wein gehört in neue Schläuche. (Mk,2,22)
Jesus ist der Bräutigam, er ist der neue Wein, mit dem die Hochzeit jetzt gefeiert werden soll. Er lädt ein zum Hochzeitsmal und hofft, dass viele mitfeiern. Jesus ist Jude und ganz im jüdischen Glauben und in der Tradition großgeworden. Und doch beginnt mit seiner Taufe etwas Neues. Jesus verkündet das Reich Gottes, die Hochzeit Gottes mit der ganzen Menschheit. Der Himmel steht wieder offen, und Gott will sich mit uns Menschen vereinigen. Wir haben wieder freien Zugang zu Gott, die Verbindung zu ihm, die durch Adam und Eva zerstört worden war, ist jetzt wiederhergestellt. Auch der Jude hat Gott von ganzem Herzen geliebt. Aber doch ist durch Jesus eine ganz neue Dimension in der Beziehung zwischen Gott und Mensch angebrochen.
Neuer Wein gehört in neue Schläuche.
Durch Jesus ist so viel Neues gekommen, dass die alten Schläuche, die alten Traditionen dies nicht fassen können. So haben wir Christen neue Formen bekommen, zum Beispiel die Eucharistie und die anderen Sakramente. In diesen neuen Formen verbreitet sich das Reich Gottes durch die Welt und durch die Jahrhunderte. Viele Elemente sind aus dem jüdischen Glauben darin integriert, zum Beispiel die Psalmen in unser Stundengebet. Es gibt auch spirituelle Elemente, die einfach menschlich sind, die in allen Religionen der Menschheit anzutreffen sind, wie zum Beispiel das Beten und das Fasten. Nur weil das in allen Weltreligionen praktiziert wird, heißt das nicht, dass wir Christen es nicht machen dürften.
Neuer Wein gehört in neue Schläuche.
Was kann das nun für uns bedeuten? Ich denke an heutige Erneuerungsbewegungen. Brauchen Sie auch neue Schläuche, neue Formen, neue Traditionen? Ich glaube ja. Wir Menschen leben mit Seele und Leib. Alle Wirklichkeiten wollen sich leiblich ausdrücken. Eine Erneuerung des Glaubens kann sich nicht nur in der Seele vollziehen, sie braucht auch ihren leibhaftigen Ausdruck. Man erlebt zum Beispiel, dass Menschen mit ausgebreiteten oder erhobenen Armen beten. Das war in der Vergangenheit im katholischen Milieu unüblich. Und bis heute würde man im normalen Gemeindegottesdienst komisch angeschaut, wenn jemand in dieser Haltung beten würde. Deswegen gibt es Orte der Erneuerung, an denen im geschützten Raum neue Ausdrucksweisen des Geistwirkens praktiziert werden können. Und so gibt es noch viele andere neue Ausdrucksformen des Gebets und der Gemeinschaft, die in traditionellen Gemeinden schwer möglich wären. Deswegen brauchen sie neue Schläuche, neue Formen der Vergemeinschaftung, ohne sich allerdings abzusetzen von der Gesamtkirche. Aber genau das ist das großartige der katholischen Kirche: wir haben eine große weltumspannende Einheit in unterschiedlichsten Formen und Ausdrucksweisen. Da ist die Verschiedenheit kein Gegeneinander sondern ein Miteinander.
Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass du uns auch heute immer wieder Erneuerungen des Glaubens schenkst. Dadurch hilfst du sehr vielen Menschen, ihren Glauben zu vertiefen und zu verlebendigen. Bitte gib, dass viele Menschen ihren Glauben immer wieder erneuern und immer tiefer gehen in die Liebesbeziehung zu dir. Du bist der Bräutigam, du willst uns immer mehr lieben.
Pastor Roland Bohnen
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