02 Woche im Jahreskreis Dienstag
EVANGELIUM | Mk 2, 23-28 |
23An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab.
24Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten.
25Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten –
26wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab?
27Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.
28Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Tagesimpuls:
Und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. (Mk 2,23)
Jesus erlaubt, dass die Jünger das jüdische Gesetz übertreten. Er muss das aus Liebe tun, um den Menschen zu zeigen, dass mit ihm eine neue Zeit angebrochen ist. Es wird eine lange Zeit dauern, bis er ihnen alles verständlich gemacht hat. Aber irgendwie muss er damit beginnen, in kleinen Schritten, bis sie begreifen, dass Jesus Gott ist, der Gott, der die Welt erschaffen und alle Gesetze erlassen hat.
Und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab.
Dabei ist Jesu Aufgabe etwas schwierig. Er will einerseits nicht, dass es so aussieht, als würde er vom jüdischen Gesetz nichts halten. Immerhin ist es von ihm selbst, von Gott gegeben. Aber zugleich will er klarstellen: Wenn Gott selbst auf die Welt kommt, dann ist doch seine Person wichtiger als die Gesetze, die er früher erlassen hat. Es ist vergleichbar mit einem König, dessen Bild die Bewohner eines Reiches gewohnt waren zu verehren. Wenn nun der König selbst kommt, würden die Bewohner das Bild immer noch verehren und den König missachten.
Und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab.
Was heißt das für uns? In allen guten und richtigen Ritualen und Routinen, wie z.B. in unseren Gebeten und in unserem Gottesdienst sollen wir uns immer bemühen, uns auf die Person Gottes zu fokussieren. Es geht immer um ihn, und was immer wir auch praktizieren als Gebetsform, es kann und soll nur dazu dienen, diese Beziehung aufzubauen. Nicht nur in traditionellen Gebetsformen kann es geschehen, dass man in der Routine die Konzentration auf die Person Gottes verliert. Auch bei freien Formen wie z.B. dem Lobpreis oder freien Gebeten kann es geschehen, dass man sich zu sehr an Formen klammert wie z.B. eine bestimmte Art, die Hände zu erheben, oder ob man mit dem Sprachengebet etwas anfangen kann oder ob angeblich zu viel in deutsch oder zu viel in englisch gesungen wird. Man kann manchmal daran erkennen, dass man sich zu sehr auf die Form und zu wenig auf die Begegnung mit Gott konzentriert, wenn man über irgendetwas im Gottesdienst unzufrieden ist und beginnt zu meckern. Das kann ein Anzeichen sein, dass man sich prüfen muss: Geht es mir jetzt um die Form oder geht es mit um die Beziehung zum lebendigen Gott?
Gebet:
Jesus, ich bin dankbar für unsere Beziehung zu dir. Danke, dass du so viel mehr bist als Gesetze und Gebote, so viel mehr bist als die Erfüllung einer angeblich korrekten Liturgie. Wir wollen alle unsere liturgischen Formen aus Liebe zu dir praktizieren, seien es traditionelle oder freie. Hilf uns, dass wir uns nicht wie die Pharisäer wieder abbringen lassen von der Beziehung zu dir. Bewahre uns davor, dass wir uns in falscher Weise auf das Irdische konzentrieren.
Pastor Roland Bohnen
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