03 Woche der Fastenzeit Mittwoch
EVANGELIUM | Mt 5, 17-19 |
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
17Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
18Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
19Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Tagesimpuls:
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben. (Mt 5,17)
Es scheint, als hätte dieses Evangelium in der aktuellen Situation unserer Kirche in Deutschland eine besondere Bedeutung. Natürlich reiße ich es aus dem historischen Zusammenhang heraus. Wahrscheinlich gab es auch zur Zeit Jesu Vertreter einer Richtung, die alles abschaffen wollten. Dagegen betont Jesus: es geht nicht ums Abschaffen, damals wie heute!
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben.
Manche Katholiken scheinen traumatisiert zu sein von negativen Kindheitserfahrungen. Wenn man sie auf die Kirche anspricht, dann sagen sie als erstes: „Gut, dass es nicht mehr so streng ist wie früher!“ Für sie ist das Wichtigste, dass Dinge abgeschafft und aufgelockert wurden. Ich bin auch dafür, dass Missbräuche abgeschafft werden, aber ich stimme mit den Worten Jesu überein, dass wir nicht die unsere Grundlagen abschaffen dürfen.
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben.
Zu den Grundlagen gehören unsere Glaubensinhalte. Ich bringe manchmal das etwas witzige Beispiel, wie jemand zu mir sagte: „Aber Herr Pastor, die Hölle ist doch abgeschafft?“ Himmel – Hölle – Fegefeuer, das sind Grundlagen, die kann man nicht abschaffen. Die Lehre vom Menschen, von der Liebe und von der Sexualität zählen für mich auch zu den Grundlangen, denn Gott hat uns Menschen geschaffen nach seinem Ebenbild. Das ist für mich zuallererst eine theologische Aussage. Nur durch Jesus verstehen wir, wie Gott uns geschaffen hat und wie wir leben sollen. Ich glaube, dass die Theologie des Leibes von Johannes-Paul II diese Lehre am zeitgemäßesten ausdrückt.
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben.
Ich sehe auch, dass die Kirche sich entwickelt. Formen verändern sich, z.B. die Kirchenlieder, die Architektur der Kirchen. Gottesdienstzeiten ändern sich. Früher wäre es z.B. undenkbar, dass eine Messe um 12 Uhr stattfinden würde, aber die Kultur der Menschen hat sich verändert. Nur noch die wenigsten sitzen sonntags um 12 Uhr mit der Familie am Mittagstisch. So gibt es viele Beispiele von Veränderungen, die zeitgemäß sind. Aber die Grundlagen dürfen nicht aufgehoben werden, dazu ist Jesus nicht gekommen, und dazu sind wir nicht befugt.
Gebet:
Jesus, hilf uns, zu unterscheiden, was aufgehoben werden darf und was zum grundlegenden Bestand des Glaubens gehört. Jesus, hilf unserer Kirche in Deutschland, den richtigen Weg zu gehen. Heiliger Geist, komm und erleuchte uns alle.
Pastor Roland Bohnen
www.tagesimpuls.org