04 Sonntag der Osterzeit
Evangelium Joh 10, 1–10
In jener Zeit sprach Jesus:
1Amen, amen, ich sage euch:
Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht,
sondern anderswo einsteigt,
der ist ein Dieb und ein Räuber.
2Wer aber durch die Tür hineingeht,
ist der Hirt der Schafe.
3Ihm öffnet der Türhüter
und die Schafe hören auf seine Stimme;
er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen
und führt sie hinaus.
4Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat,
geht er ihnen voraus
und die Schafe folgen ihm;
denn sie kennen seine Stimme.
5Einem Fremden aber werden sie nicht folgen,
sondern sie werden vor ihm fliehen,
weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.
6Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus;
aber sie verstanden nicht den Sinn
dessen, was er ihnen gesagt hatte.
7Weiter sagte Jesus zu ihnen:
Amen, amen, ich sage euch:
Ich bin die Tür zu den Schafen.
8Alle, die vor mir kamen,
sind Diebe und Räuber;
aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
9Ich bin die Tür;
wer durch mich hineingeht,
wird gerettet werden;
er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
10Der Dieb
kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten;
ich bin gekommen,
damit sie das Leben haben
und es in Fülle haben.
Tagesimpuls:
Ich bin die Tür zu den Schafen. (Joh 10,7)
Uns ist mehr im Bewusstsein, dass Jesus sich der gute Hirte nennt. Aber er nennt sich auch die Tür. Das bedeutet, dass wir die Schafe und die Hirten sind, und die Hirten sollen durch die richtige Tür gehen. Es gibt auch Räuber. Der Räuber ist das Gegenteil vom guten Hirten. Er kommt nicht durch die Tür, sondern steigt irgendwo durchs Fenster ein. Der gute Hirte dagegen geht durch die Tür, das heißt, er geht durch Jesus zu den Schafen.
Ich bin die Tür zu den Schafen.
Wenn wir die Schafe und die Hirten sind, dann glaube ich, dass wir beides sein können, Schafe oder Hirten. Für alle Menschen, die uns anvertraut sind, sind wir Hirten. Über die Menschen, die uns vertrauen (müssen), haben wir eine gewisse Macht. Wir könnten diese Macht für unsere Zwecke missbrauchen, dann wären wir die Diebe und Räuber. Wenn wir in Christus zu den Menschen gehen, dann missbrauchen wir unsere Stellung nicht. Dann suchen wir das Wohl der uns anvertrauten Menschen. Dann orientieren wir uns am Willen Gottes und fragen: Was ist für alle jetzt der richtige Weg? Der Dieb dagegen versucht, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Das Wohl der Schafe hat er nicht im Blick.
Ich bin die Tür zu den Schafen.
Der Dieb, der nicht durch die Tür hineingeht, ist ein Verführer. Ich muss immer wieder an den Rattenfänger von Hameln denken, der die Kinder des Ortes verführt hat. Er war kein guter Hirt. Aber die Eltern waren auch keine guten Hirten, weil sie ihre Kinder nicht beschützt haben. Genau das sehe ich in unserer Gesellschaft. Die Eltern lassen zu, dass ihre Kinder allen Verführungen ausgesetzt werden. Dagegen brauchen wir christliche Familien, die die Kinder beschützen. Aber selbst die christlichen Familien genügen nicht, wenn wir nicht auch christliche Jugendgruppen haben. Ich mache aber die Erfahrung, dass fast keine Eltern christliche Jugendgruppen unterstützen. Gleich was man anbietet, Fußballspiele, Geburtstage oder das Lernen für die Schule, all das ist wichtiger. Wenn man sich bemüht, Jugendliche zusammenzuführen zu Gruppen oder Einkehrtagen, dann bekommt man fast keine Unterstützung von den Eltern. Mein Eindruck ist, dass nur ein winziger Bruchteil der christlichen Eltern sich der Wichtigkeit bewusst ist. Stattdessen lassen sie ihre Kinder in die Verführungen hineinlaufen und meinen, das sei normal. Dann tröstet man sich damit, dass die Kinder doch irgendwann den Weg wieder zurückfinden. Aber wenn wir ehrlich sind: Wie viele finden diesen Weg denn zurück? Ich kenne nur wenige. Dann wäre es doch besser, wir würden heute die Jugendarbeit mehr unterstützen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
Gebet:
Jesus, die Kinder und Jugendlichen liegen uns sehr am Herzen. Aber irgendwie scheint den Eltern das kaum klar zu sein. Sie haben sich so an die Verführungen gewöhnt, dass es ihnen normal zu sein scheint, wenn ihre Kinder auf Wegen gehen, die nicht gut sind. Bitte schenke uns ein neues Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, unsere Kinder und Jugendlichen vor den Verführungen der Zeit zu schützen. Hilf allen, die sich bemühen um Kinder und Jugendgruppen! Schenke uns ein neues Aufblühen der christlichen Jugendarbeit, und schenke den Eltern ein Bewusstsein für die Wichtigkeit!
Pastor Roland Bohnen
www.tagesimpuls.org