05 Woche der Osterzeit Freitag
EVANGELIUM | Joh 15, 12-17 |
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
12Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
13Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
14Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
15Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
16Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
17Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
Tagesimpuls:
Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. (Joh 15,12)
Viele Christen betonen, dass es bei der Nachfolge Jesu um die Liebe geht. Aber was diese Liebe ist, wie diese Liebe aussieht, darüber gibt es viele Missverständnisse. Wir müssen uns zunächst anschauen, wie Jesus uns geliebt hat, denn er ist der Maßstab. So wie er uns geliebt hat, so sollen wir lieben.
Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
Jesu Liebe war selbstlos. Sie war nicht manipulativ. Jesus wollte und will uns nicht besitzen, so sehr er sich freut, wenn wir uns ihm schenken. Aber er lässt uns frei. In unserer menschlichen Lebe ist dagegen sehr viel Besitzergreifendes. Der eine macht Geschenke, um Menschen an sich zu binden. Andere sind besonders hilfsbereit in der Erwartung, dass ihr Gegenüber gar nicht mehr anders kann als sich ihnen verpflichtet zu fühlen. Wieder andere üben offen Druck auf Menschen aus, um sie sich gefügig zu machen. Oder jemand ist ein Meister im Flirten, damit die Menschen am Ende genau das tun, was er will. Es gibt unzählig viele Arten von besitzergreifender Liebe, die nicht die Liebe ist, mit der Jesus uns geliebt hat.
Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
Unser Philosophieprofessor Jörg Splett brauchte das Bild von der Blumenwiese. Es gibt so viele wunderbare Blumen, die Gott uns schenkt. Aber warum müssen wir sie immer abpflücken? Wir sollen uns an ihrer Schönheit erfreuen, aber wir müssen sie nicht für uns abpflücken. Wir müssen sie nicht besitzen. Dieses Habenwollen zerstört die Blumen, und es zerstört auch Menschen.
Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
Wir müssen also sehr genau aufpassen und spüren, wo sich unreine Gedanken und Sehnsüchte in unsere Beziehungen hineinschleichen wollen. Das kann in der Liebesbeziehung sein, aber auch in Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, eigentlich in jeder menschlichen Beziehung. Jesu Vorbild ist immer das Loslassen von Menschen, sie in ihre Freiheit hineinstellen. Das kann nur gelingen, wenn wir bereit sind, die Welt mit all ihrer Schönheit loszulassen und immer tiefer die Liebe seines Herzens zu suchen. Wir sollen die wahre Schönheit und die noch viel tiefere Liebe in Jesus finden. Wenn wir so in ihn vertieft sind, dann können wir die Welt lieben mit der göttlichen Liebe, so wie er uns geliebt hat. Wir schaffen es nicht, loszulassen und rein zu werden, wenn wir nicht in Jesu Herz versenkt sind. Aber ganz in Jesus verwurzelt können wir die Welt und die Menschen loslassen, damit wir sie so lieben können, wie Jesus sie geliebt hat.
Gebet:
Jesus, die Welt und die Menschen faszinieren mich. Ich will immer wieder Besitz ergreifen, ich will haben. Hilf mir, mich an allem zu erfreuen wie an den Blumen auf der Wiese, aber dass ich gleichzeitig loslassen kann, weil ich dich gefunden habe. Hilf mir, dass ich immer wieder die Welt loslassen und mich in dich vertiefen kann, damit ich wirklich die Liebe in mir habe, mit der du uns geliebt hast.
Pastor Roland Bohnen
www.tagesimpuls.org
Entdecke mehr von Tagesimpuls & Veranstaltungen
Subscribe to get the latest posts sent to your email.