Pfingsten
Evangelium Joh 20, 19–23
19Am Abend des ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten.
Tagesimpuls:
Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. (Joh 20,23)
Offensichtlich gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Geistempfang und Sündenvergebung. Einerseits besteht der darin, dass die Apostel, Bischöfe und Priester die besondere Aufgabe der sakramentalen Sündenvergebung von Jesus bekommen haben. Das ist eine besondere Gabe des Heiligen Geistes, das besondere Priestertum oder Amtspriestertum genannt. Manche Theologen stellen Amt und Charisma gegenüber. Es mag sein, dass damit etwas Wichtiges ausgesagt werden kann, aber auf keinen Fall darf es so verstanden werden, dass man für das besondere Priesteramt kein Charisma bräuchte. Dann wären wir Priester ja wirklich nur Beamte, die bestimmte Verwaltungsakte vollziehen würden. Ohne diesen Theologen widersprechen zu wollen, sehe ich es so: Es gibt viele Charismen, durch die Menschen ihre Berufung und Bestimmung finden. Und die Berufung zum Amtspriestertum ist wirklich eine von diesen vielen charismatischen Berufungen, die Gott schenkt. Alles, was wir tun, können und sollen wir aus charismatischer Begabung tun.
Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Der zweite Zusammenhang ist m.E. noch wichtiger: Um den Geist zu empfangen, der uns in Liebe zum dreifaltigen Gott verbindet, brauchen wir alle die Sündenvergebung. Die Sünde verbindet uns mit dem Teufel, mehr oder weniger stark, von der kleinen Versuchung bis hin zur völligen Besessenheit. Aber ob klein oder groß, die Sünde steht immer in Verbindung mit dem Widersacher, der uns von Gott trennt. Wenn der gute Geist Gottes wirkt, dann vertreibt er die bösen Geister. Er führt zur Bekehrung, zur Sündenerkenntnis und zum Bekenntnis in der Beichte. Dort, wo Christen den traditionellen Glauben intensiv leben, dort, wo Menschen den Glauben in neuen geistlichen Aufbrüchen neu entdecken, überall dort wird viel gebeichtet. Wer erfüllt ist vom Heiligen Geist, will beichten, und daraus ergibt sich sogar auch eine große Wertschätzung des besonderen Priestertums in den neuen geistlichen Bewegungen sowie bei konservativ katholisch geprägten Christen.
Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Geistsendung und Sündenvergebung ist die Überwindung des Stolzes bzw. der Weg zur Demut. Der Stolz sagt, dass mein Leben sehr gut ist, dass ich ein guter Christ bin, dass die anderen viel mehr tun sollten, dass ich aber mit meinem christlichen Leben relativ vollkommen bin. Auf jeden Fall brauche ich keine neue Geistausgießung, ich brauche keine Weiterentwicklung in meinem Glauben. Jeder, der mir etwas anderes sagen will, den halte ich für einen Fanatiker. Aber „man muss es ja nicht übertreiben.“ Die Demut dagegen sieht, wie unvollkommen ich noch bin, wie wenig der Heilige Geist erst in meinem Leben wirkt. Die Demut wünscht sich Weiterentwicklung, sie lernt von anderen Zeugnissen, die die Sehnsucht nach mehr Erfüllung mit dem Heiligen Geist in ihr hervorrufen. Die Demut will ihre Sünden beichten und ist offen für größere Erfüllungen mit dem Heiligen Geist. Die Demut weiß, dass sie noch viel mehr braucht, dass sie erst ganz am Anfang steht.
Gebet:
Jesus, ich wünsche mir eine immer tiefere Ausgießung des Heiligen Geistes in meinem Leben und im Leben der Kirche. Wir sind als Kirche und auch ich als einzelner noch so weit von der lebendigen Geisterfahrung der Urkirche, wie sie in der Bibel, in der Tradition der Kirche und im Leben der Heiligen beschrieben ist, entfernt. Bitte hilf uns, dass wir zu dieser lebendigen Geisterfahrung kommen, wie sie in der Bibel beschrieben ist, mit all den Charismen und Bekehrungen, Zeichen und Wundern. Ich danke dir, dass du uns so viel Mut machst durch die Erfahrungen der letzten Jahre, auch wenn wir noch ganz am Anfang stehen.
Pastor Roland Bohnen
www.tagesimpuls.org
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