29 Sonntag im Jahreskreis
Evangelium Mt 22, 15–21
In jener Zeit
15kamen die Pharisäer zusammen
und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.
16Sie veranlassten ihre Jünger,
zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen
und zu sagen: Meister,
wir wissen, dass du die Wahrheit sagst
und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst
und auf niemanden Rücksicht nimmst,
denn du siehst nicht auf die Person.
17Sag uns also:
Was meinst du?
Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen,
oder nicht?
18Jesus aber erkannte ihre böse Absicht
und sagte: Ihr Heuchler,
warum versucht ihr mich?
19Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt!
Da hielten sie ihm einen Denár hin.
20Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
21Sie antworteten ihm: Des Kaisers.
Darauf sagte er zu ihnen:
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!
Tagesimpuls:
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! (Mt 22,21)
Damals gab es keine Demokratie und keinen Rechtsstaat. Das gibt es erst durch den kraftvollen Einfluss des christlichen Glaubens auf eine Gesellschaft. Das ist ein langer, weiter Weg. Erst muss ein Einzelner vom Evangelium geprägt werden, dann eine Gemeinschaft. Bis dann ein ganzer Staat vom christlichen Glauben geprägt wird, dazu braucht es lange. Und wir dürfen auch feststellen, dass das ein Wunder ist. Das ist menschlich betrachtet gar nicht zu erreichen. Die Menschen haben so sehr die Tendenz zur Macht, zur Ungerechtigkeit und zur Korruption, dass es eigentlich unmöglich erscheint, dass ein ganzer Staat von christlichen Werten geprägt wird. Wir nehmen das viel zu selbstverständlich. In Europa, insofern es von christlichen Werten geprägt war und wir immer noch die Reste davon erleben, leben wir in einem Wunder, das Gott für uns gewirkt hat.
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Wir machen uns also klar: Das Normale auf der Welt ist Tyrannei, Diktatur, Willkürherrschaft. So war es im alten Rom, so ist es fast überall, außer wie gesagt, wenn das Christentum einen langen nachhaltigen Einfluss hat. Als Jesus gesagt hat, dass wir dem Kaiser geben sollen, was ihm gehört, hat er nicht nur an rechtsstaatliche Demokratien gedacht. Er hat dieses Wort für alle Menschen für alle Zeiten ausgesprochen. In einem Rechtsstaat fällt es leicht, Steuern für den Staat zu zahlen, aber in einer römischen Besatzungsdiktatur fiel das den Menschen sicher nicht leicht. Trotzdem sagt Jesus das. Und die ganze biblische und frühchristliche Tradition zeigt, dass die Christen keine Rebellen waren. Nicht einmal gegen die Sklaverei wurde sich aufgelehnt. Und es ist sicher, dass das nicht gut und nicht im Sinne Gottes ist. Aber die Christen haben nie gegen den Staat rebelliert – in der Tradition, die Jesus geprägt hat. Er hat sich selbst aufgeopfert, aber nicht gekämpft.
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Ich glaube, dass Jesus uns anleiten will, mit göttlichen Mitteln zu leben. Wir sollen uns nicht so sehr um das Irdische kümmern. Die göttlichen Mittel sind so machtvoll und so weitreichend, dass es mehr Sinn macht, darauf unsere Kräfte zu konzentrieren. Jesus führt es dem Petrus vor, als er einen Fisch fangen sollte, der genau die richtige Münze im Bauch hatte. Das sind Wunder, die Jesus wirkt! Das sind göttliche Mittel! Das ist so ähnlich wie die Aufforderung an die Frauen, den Männern zu gehorchen. Das ist menschlich nicht sinnvoll. Aber Gott hat so viele Wege, auf denen er wirken kann. Und auf diese Wege sollen wir vertrauen, nicht auf unser menschliches Kalkül.
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Es ist vielleiht nicht leicht zu verstehen, man darf auch nicht einseitig sein. Man darf das menschliche Denken natürlich auch nicht ausschalten. Man soll menschlich denken, aber gleichzeitig auch auf Gott vertrauen. Wir müssen da die richtige Balance finden. Aber wenn wir das Reich Gottes als erstes suchen, dann wird Gott mich und dann auch die Gesellschaft verändern. Dann werden Menschen sich bekehren, und mehr Friede und Gerechtigkeit wird sowieso in die Welt einziehen, dann müssen wir gar nicht darum kämpfen.
Gebet:
Jesus, ich höre gut, was du uns lehrst. Wir sollen dir vertrauen, dass du uns eine gute Gesellschaft schenken wirst, wenn wir dein Reich als erstes suchen. Wir sollen für die Politiker beten, das wird deutlich in der Schrift gesagt. Jesus, hilf uns, dass wir uns nicht an Stellen aufreiben, wo es nichts bringt, wo wir nur unsere Energie verschwenden. Zeige uns aber auch, wo wir uns in unserer Gesellschaft einsetzen sollen, wo du uns Fortschritte schenken willst durch deine göttliche Führung.
Pastor Roland Bohnen
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