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Tagesimpuls

So sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. (Lk 17,10)

32 Woche im Jahreskreis Dienstag

EVANGELIUM Lk 17, 7-10

In jener Zeit sprach Jesus:

7Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen?

8Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken.

9Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?

10So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Tagesimpuls:

So sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. (Lk 17,10)

Es geht nicht darum, dass Jesus uns nicht eine riesengroße Wertschätzung schenken würde. Es geht auch nicht darum, dass wir einander nicht wertschätzen sollen. Es geht nur um unsere eigene Einstellung. Wir sollen zu uns selbst sagen, dass wir nur unsere Schuldigkeit getan haben. Das soll unsere eigene innere Haltung sein.

So sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Ich kenne in mir das Gefühl, dass ich mich nach einem langen Tag belohnen will. Meistens sind es ungesunde Verhaltensweisen, die mir eigentlich schaden. Da wäre es angebracht, die Haltung einzunehmen, die Jesus uns vorschlägt. Ich muss mich nicht belohnen, jedenfalls nicht auf ungesunde Weise. Ich habe nur meine Schuldigkeit getan. Wenn ich versuche, die Haltung des unnützen Sklaven einzunehmen, wird mir das eine Art innere Genugtuung bringen, und meine Sehnsucht nach Belohnung wird auf geistige Weise gestillt.

So sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Als es mir einmal schlecht ging, kam mir eine Bibelstelle von Paulus: „Uns hat Gott auf den letzten Platz gestellt…“ (1 Kor 4,9ff). Und in diesem Wort habe ich sehr viel Trost gefunden. Ich dachte: „Ja, so ist es richtig, Hauptsache, den anderen geht es gut, und ich stehe mit Christus und mit Paulus auf dem letzten Platz, ich trage das Kreuz, usw.“ Je mehr ich in diese Richtung dachte, umso besser ging es mir innerlich. „Mein Platz ist es, das Kreuz zu tragen, ich will mit Jesus der unnütze Knecht sein, den niemand sieht, den niemand anerkennt, den niemand belohnt, der nichts von dem bekommt, was die anderen bekommen.“ Es mag paradox erscheinen, aber in diesen Gedanken liegt eine sehr große Kraft. Man strebt nicht nach Ansehen, Lohn und Ankerkennung, sondern man strebt nach dem untersten Platz, und Jesus erfüllt einen mit einer inneren Freude und einen inneren Trost, den man nicht gekannt hat.

So sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Jemand mag denken, das ist die stoische Haltung dessen, der sich mit möglichst wenig zufrieden gibt, um immer glücklich zu sein. Der Stoiker will das Unglück vermeiden, indem er erst nach gar nichts strebt. An dieser stoischen Haltung ist sicher etwas Richtiges. Aber wenn wir mit Jesus die Haltung des unnützen Knechtes einnehmen, dann ist das viel mehr. Jesus ist real. Jesus erfüllt uns mit einem realen Trost, mit einer realen Freude, und dann müssen wir uns nicht mehr belohnen, und dann müssen wir auch nicht mehr von anderen belohnt werden.

Gebet:

Jesus, bitte hilf mir, deine Haltung einzunehmen, die des unnützen Knechtes. Befreie mich von dem Wunsch nach Belohnung, nach Anerkennung und Ansehen. Bitte verzeih mir, wenn ich mich selbst belohnt habe, und verzeih mir, wenn ich in Selbstmitleid versunken bin, weil die anderen mich nicht so gesehen haben, wie ich es gerne gehabt hätte.

Pastor Roland Bohnen

www.tagesimpuls.org

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