03 Januar
EVANGELIUM | Joh 1, 29-34 |
In jener Zeit
29sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
30Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war.
31Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekannt zu machen.
32Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb.
33Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
34Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.
Tagesimpuls:
Er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. (Joh 1,33)
Gestern habe ich Johannes den Täufer als die „Vorstufe“, die Vorbereitung auf Jesus dargestellt. Wenn er sagt, dass er nur mit Wasser tauft, dann meint er damit unser menschliches Tun. Viele Menschen, auch viele Christen, kennen nur dieses Menschliche Tun, die Nächstenliebe, dass man ein guter Mensch sein soll. Sie verstehen, dass man Gebote erfüllen soll. Aber wenn jemand sagt, dass er eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus hat, dass er Jesus liebt und deshalb gern Zeit mit ihm im Gebet und im Gottesdienst verbringt, dann können sie damit nichts anfangen. Jemand sagte einmal in Bezug auf die Feier der Messe: „Das sagt mir nichts.“ Aber die christlichen Werte, also das menschliche Tun, finden diese Menschen wichtig.
Er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
Wir sehen an Johannes aber, dass es nicht so einfach ist mit den Erklärungen. Wenn man Johannes nur auf die Seite des menschlichen Tuns stellen würde, dann wird man ihm nicht gerecht. Johannes ist auch ein vorchristlicher Mystiker. Er hatte eine Gotteserfahrung. Gott war ihm begegnet, er muss zu ihm gesprochen haben, er hat ihn gesandt und ihm mitgeteilt, dass er auf den achten soll, auf den der Geist nicht nur herabkommt, sondern auf dem er bleibt. Johannes spricht also nicht nur vom menschlichen Erfüllen der Gebote, von der Nächstenliebe (heute würden man sagen „von den christlichen Werten“), für ihn ist die Mystik, die Gottesliebe, die Gotteserfahrung auch sehr wichtig.
Er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
Es gibt also im Vorchristlichen, im Außerchristlichen auch Gotteserfahrung, das dürfen wir den Menschen nicht absprechen. Ein junger muslimischer Syrer erzählt z.B., dass er durch die Kriegs- und Fluchtereignisse traumatisiert war und schlecht schlafen konnte. Irgendwann ging er zu einem muslimischen Imam, und der riet ihm, dass er vor dem Schlafengehen zu Gott beten solle. Das tat er, und seit dem ging es ihm besser. Ist das keine authentischen Glaubenserfahrung mit dem lebendigen Gott? Ist das etwa teuflisch, das dieser junge Mann erlebt hat? Johannes sagt ausdrücklich, dass er Christus noch nicht kannte*, aber er hatte schon Gott erlebt.
Er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
Ich will nicht andere Religionen oder gar esoterische Praktiken gutheißen. Ich will nur aufgrund des Zeugnisses der Bibel herausstellen, dass es vorbereitende gnadenhafte Erfahrungen gibt für Menschen, die – wie die Sterndeuter – in anderen Religionen auf der Suche sind und hoffentlich dann einmal Christus finden werden. Jesus selbst betont, dass er der einzige Weg zum Vater ist. Johannes tauft mit Wasser, Jesus mit Heiligem Geist. Das ist – wörtlich – ein himmelweiter Unterschied! Aber auch in den Vorstufen gibt es schon helfende Gnade, sonst würde niemand Jesus finden, denn auch zum Finden braucht man schon seine Gnade.
Er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
Für uns heißt das, dass wir den Menschen helfen können, Jesus zu finden. Wir sollen das Positive, was sie erleben, wertschätzen, ihnen helfen, daran anzuknüpfen und weiterzugehen, bis sie Jesus finden.
Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass du uns Menschen mit deiner Gnade hilfst, dich zu finden. Hilf uns, dass wir unseren Mitmenschen dabei helfen, und hilf auch uns, dass wir uns weiterentwickeln auf dem Weg zu dir!
Pastor Roland Bohnen
www.tagesimpuls.org