02 Woche im Jahreskreis Montag
EVANGELIUM | Mk 2, 18-22 |
18Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten?
19Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.
20Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten.
21Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riss.
22Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche.
Tagesimpuls:
Neuer Wein gehört in neue Schläuche. (Mk 2,22)
Kann Gott etwas Neues machen? Oder sind seine Gebote, die er einmal am Sinai erlassen hat, unumstößlich? Gibt es eine lebendige Tradition, die dem Alten nicht widerspricht, in der Gott aber doch etwas ganz Neues entstehen lässt? Was ist denn das Neue? Es ist der Bräutigam, der gekommen ist, es ist Jesus, in dem Gott im Fleisch, in menschlicher Person, zu uns gekommen ist. Wenn der Bräutigam gekommen ist, dann schafft das eine vollkommen neue Situation. Das heißt nicht, dass das Frühere falsch war. Aber wir dürfen das Frühere doch nicht so sehr betonen, dass wir Gottes Ankunft im Fleisch verpassen, ja sogar ablehnen. Das wäre, wie wenn einer so sehr am Advent festhält, dass er gar nicht mehr Weihnachten feiern will. Advent ist gut, aber es steht doch in Vorbereitung auf Weihnachten. Oder stellen wir uns einen Studenten vor, der nie fertig werden will! Man kann doch nicht ewiger Student bleiben. Und ebenso wenig kann man im Alten Testament stehen bleiben, wenn der Bräutigam – nach so langem Warten – endlich da ist.
Neuer Wein gehört in neue Schläuche.
Es geht hier nicht um die Frage des Fastens, sondern um die Gültigkeit des Alten Testaments. Wenn man am Alten Testament so sehr festhält, dass man Jesus nicht erkennt bzw. sogar ablehnt, dann läuft etwas schief. Aber auch im Leben der Kirche gibt es eine lebendige Tradition. Der Heilige Geist schafft immer Neues. Er hilft uns, immer neu den auferstandenen lebendigen Christus zu entdecken, der in seiner Kirche lebt und wirkt. Insbesondere reagiert der in der Kirche lebende Christus auf die Situation der Menschen in der jeweiligen Zeit, um sie zum Heil zu führen. In unserer Generation schenkt der Heilige Geist Menschen tiefe Gotteserfahrungen, tiefe Erleuchtungen, um sie herauszureißen aus dem gottlosen Leben in einer gottlosen Welt. In vergangenen Generationen war das anders. Da gab es einen großen familiären, dörflichen, gesellschaftlichen Zusammenhalt, der die Menschen zu Jesus geführt hat. Dieser Zusammenhalt ist heute weggebrochen, aber dafür schenkt der Heilige Geist diese tiefen Glaubenserfahrungen. Der Theologe Karl Rahner hatte es vor Jahrzehnten vorausgesagt: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein, oder er wird nicht sein.“
Neuer Wein gehört in neue Schläuche.
Diese tiefen Glaubensgeschenke werden in einer Strömung der Gnade ausgegossen. Sie heißt pfingstliche Erneuerung der Kirche, oder „charismatische Erneuerung der Kirche“. So werden viele ganz einfache Menschen zu mystisch begnadeten Christen. Das ist für die Kirche tatsächlich etwas Neues. Auch heute könnte man in der Versuchung sein, das Neue abzulehnen. Aber Gott ist lebendig. Er kommuniziert mit uns Menschen. Paulus sagte das berühmte Wort: „Prüfet alles, das Gute behaltet!“ Wenn der lebendige Gott nicht immer wieder Neues schaffen würde, dann bräuchten wir nichts zu prüfen. Das Alte ist schon geprüft. Aber weil Gott mit uns kommuniziert, muss man die Geister prüfen. Man muss erkennen, ob es wirklich seine Stimme war, die zu uns gesprochen hat. Aber das macht die Kirche auch. Die charismatische Erneuerung wurde immer von der Kirche geprüft und immer von der Kirche als eine Strömung der Gnade, als sein Geschenk, angenommen.
Gebet:
Jesus, ich danke dir für Gnadenströme, die du heute in die Kirche ausgießt. Ich danke dir, dass du lebendig bist. Ich danke dir, dass du immer Neues schaffst, um uns Menschen zu helfen, in der gegenwärtigen Situation mit deiner Gnade zu leben. Danke für alle Erneuerungsbewegungen, die du im Laufe der Kirchengeschichte geschenkt hast. Hilf uns, dass wir auch heute gut prüfen, welche Erneuerung von dir kommt, denn es gibt zu allen Zeiten auch Verführungen, die nicht von dir kommen. Schenke deiner Kirche die Gabe der Unterscheidung!
Pastor Roland Bohnen
www.tagesimpuls.org
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