22 Woche im Jahreskreis Freitag
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
Lk 5, 33-39
In jener Zeit sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken.
Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?
Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten.
Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten, und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen.
Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar.
Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen.
Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.
Tagesimpuls
Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. (Lk 5,38)
Jesus ist der neue Wein. Er ist nicht ein frommer Mann aus dem Alten Testament, der alle Gebote erfüllt und somit ein vorbildlicher Vertreter des jüdischen Glaubens wäre. Er ist Gottes Sohn, der ewige Gott, der zu uns kommt. Wenn Jesus sich völlig an seine Umwelt angepasst hätte, dann hätten wir nicht verstehen können, dass mit ihm eine grundlegend neue Zeit angebrochen ist, dass er ganz anders ist als nur ein normaler Mensch, der das jüdische Gesetz befolgt.
Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen.
Die neuen Schläuche, das ist unsere Kirche. Die Schläuche, das sind die Äußerlichkeiten, die Formen. Wir feiern die Eucharistie, wir haben die sieben Sakramente, wir haben Kirchen mit Tabernakeln und Altären. Die neuen Schläuche, dass sind auch unsere Bräuche und Gewohnheiten, wir feiern den Jahreskreis mit Advent, Weihnachten, Ostern und Pfingsten, wir feiern Fronleichnam mit Prozessionen. Wir haben Andachten und 24/7 Anbetung. All das sind unsere neuen Schläuche. Und in diesem Zusammenhang haben wir auch kirchliche Fasttage und Zeiten.
Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen.
Die Tatsache, dass gefastet wird, findet man in allen Religionen. Aber die Formen sind ein wenig unterschiedlich. Und bei uns Christen ist es eben nicht genau so wie bei den Juden. Ich würde sagen, dass wir Christen diesbezüglich eine sehr große Freiheit haben. Bei uns ist es sehr viel freiwillig, was aber nicht dazu führen darf, dass man es gar nicht mehr praktiziert, wie es in unseren Regionen leider der Fall ist.
Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen.
Wir können uns heute Gedanken machen, ob wir ein Fastenopfer bringen wollen. Jesus hat es vorausgesagt, dass auch wir Christen fasten, nur nicht an Feiertagen (so deute ich seine Aussage „wenn der Bräutigam bei ihnen ist“). Heute, der Herz-Jesu Freitag, ist ein Tag, der uns zum Fasten einlädt, um dadurch ganz nah an seinem leidenden Herzen zu sein.
Gebet:
Jesus, danke dass du uns heute einlädst, dir in deinem Leiden ganz nahe zu sein. Bitte hilf uns, wenigstens ein kleines Opfer für dich zu bringen. Danke, dass du uns dafür die Kraft geben wirst.
Pastor Roland Bohnen
