Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln. (Lk 8,21)

25 Woche im Jahreskreis Dienstag

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
Lk 8, 19-21

In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder zu ihm; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen.
Da sagte man ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen.
Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Tagesimpuls

Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln. (Lk 8,21)

Ich erinnere mich an einen Menschen, der auf tragische Weise seine Eltern verloren hatte. Er sagte öfter: „Ich habe niemanden, der mich unterstützt. Ich muss mich um alles selbst kümmern. Ich muss mir alles selbst erarbeiten.“ Man nennt dies eine „Waisen-Mentalität“. Ein Waise hat keine Eltern, er fühlt sich allein auf der Welt. Ich kenne aber auch einen Familienvater, dessen Eltern und Schwiegereltern aus relativ einfachen Verhältnissen stammten. Er sah bei seinen Freunden und Kollegen, dass deren Eltern oder Schwiegereltern ihre erwachsenen Kinder oder Enkelkinder immer wieder unterstützten, indem sie ihnen Geld zusteckten oder auf andere Weise halfen. Dieser Mann war neidisch auf seine Freunde und Kollegen und sagte öfter: „Wir haben keine Omas und Opas, die uns mal was Gutes tun. Wir müssen uns alles selbst erarbeiten.“ Wir sehen, auch hier handelt es sich um einen Waisen-Mentalität. Obwohl die Eltern da sind, fühlt man sich von ihnen verlassen.

Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Die Waisen-Mentalität sagt: „Ich habe niemanden und ich muss mir selbst helfen. Was ich zum Leben brauche, muss ich mir selbst erarbeiten. Ich muss mir die Liebe anderer Menschen erarbeiten, verdienen.“ Vielleicht gibt es so etwas auch in mir: Ich muss gut sein, ich muss schön sein, damit mich die anderen mögen und akzeptieren. Ich muss erfolgreich sein, damit mich die anderen anerkennen. Ich muss prahlen, damit die anderen sehen, dass ich auch etwas kann und etwas bin. Wer so denkt, der weiß nicht, wie viele Menschen es gibt, die ihn einfach nur so lieb haben. Und er kennt die Liebe Gottes noch nicht ausreichend.

Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Jesus macht uns ein sehr großes Geschenk. Er nimmt uns auf in seine Familie. Sogar seine Mutter und seine leiblichen Verwandten stellt er hinter uns zurück. (Maria versteht das und ist deswegen nicht böse.) Wir haben bei Jesus Vorrang, ich habe bei Jesus Vorrang. Kann ich mich dann noch als Waise fühlen? Jesus würde mir antworten: „Und was ist denn mit mir? Bin ich dir denn gar nichts wert? Siehst du nicht, wie ich dich unterstütze, wie ich dir helfe? Wie kannst du sagen, du hättest niemanden?“

Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Wenn ich trotz der Liebe Jesu, die er zu mir hat, immer noch als Waise handele, dann nützt es mir nichts. Daher sagt Jesus, wir sollen das Wort Gottes hören und danach handeln. Was sagt uns das Wort Gottes? – Dass wir seine Kinder sind. Wie sollen wir danach handeln? – Indem wir als Kinder Gottes handeln, für alles bitten, was uns fehlt und erkennen, wie sehr unser Vater uns liebt und unterstützt.

Gebet:

Jesus, du zeigst uns den Vater, der immer für uns da ist und uns alles gibt, wie der Vater, der seinem verlorenen Sohn noch das Erbe gibt und seinem älteren ebenfalls verlorenen Sohn erklärt, dass er alles haben kann, dass ihm alles gehört, dass er doch nur fragen muss. Hilf uns, zu erkennen, was es bedeutet, Kinder Gottes zu sein, aus seinem unerschöpflich reichen Erbe zu empfangen, was auch immer wir brauchen. Hilf uns, dass wir nach dem Wort Gottes handeln und nicht als Waisen durch die Welt laufen.

Pastor Roland Bohnen

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