32 Woche im Jahreskreis Dienstag
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
Lk 17, 7-10
In jener Zeit sprach Jesus:
Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen?
Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken.
Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?
So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Tagesimpuls
Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. (Lk 17,10)
Ich muss sofort an das Wort Marias aus den Botschaften von Medugorje denken: „Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!“ Maria hat sich durch ihre Erscheinungen eine Gruppe von Jüngern gerufen, die ihr in besonderer Weise nachfolgen, um Jesus zu folgen. Und sie bedankt sich immer wieder am Ende ihrer Botschaften bei ihren Jüngern. Ich glaube, dass Gott uns auch dankbar dafür ist, dass wir seinem Ruf gefolgt sind. Und wenn wir Menschen um uns versammeln, um Jesus in einer besonderen Weise zu dienen, z.B. in der Jüngerschaftsgruppe, oder in einer Rosenkranzgruppe, in einem liturgischen Dienst, oder in jedem kirchlichen Dienst, dann sollen wir auch nicht aufhören, den Menschen zu danken. Nicht nur die Muttergottes in ihren Botschaften, sondern wir alle motivieren irgendwie Menschen, Jesus nachzufolgen, und es macht Sinn, ihnen wenigstens von Zeit zu Zeit dafür zu danken.
Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Aber es gibt auch die andere Seite der Medaille. Ich diene Jesus, ich lasse mich von irgendjemandem motivieren, vielleicht von einem Priester, von meinen Eltern, von der Muttergottes durch ihre Botschaften, von einem Heiligen. Und ich soll keinen Dank fordern. Den Dank einfordern, dass ist nicht schön. Das macht es dem, der Danke sagen will, auch sehr schwer. Dann wird der Dank zu einer Art Geschäft, zu einer Art Bezahlung. Dann ist das Schöne, was mit einem Dank eigentlich verbunden sein sollte, kaputt gemacht worden. Ich darf mich freuen, wenn man mir dankt, aber ich soll es nicht erwarten. Meine Haltung soll sein:
Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Wenn wir uns sehr tief in die Gemeinschaft mit Gott vertiefen, dann finden wir immer unseren Dank. Gott segnet uns so sehr für alles, was wir tun. Es wäre schön, wenn wir so viel Kraft aus der Begegnung mit Gott schöpfen würden, dass wir nicht so hungrig nach Dank und Anerkennung von den Menschen sein müssen. Als Priester fühlt man sich manchmal regelrecht erdrückt von den Erwartungen nach Dank und Anerkennung. Wenn jemand etwas nur für den Priester tut, sollte er seine Motivation überdenken. Man soll es doch für Jesus tun. Wie gesagt, die Priester sollen auch Danke sagen. Aber wir dürfen es nicht erwarten.
Gebet:
Jesus, ich danke dir, dass du unser Lohn bist. Hilf uns, mehr auf dich und weniger auf die Menschen zu schauen. Wir wollen die Menschen nicht mit unseren Erwartungen nach Dank und Anerkennung erdrücken. Wir freuen uns über ein Lob, aber wenn es nicht kommt, dann wollen wir nicht enttäuscht sein, sondern wissen, dass du unser Lohn bist. Aber hilf uns, untereinander eine Kultur der Dankbarkeit zu fördern. Statt Danke zu erwarten, will ich selbst mehr Danke sagen.
Pastor Roland Bohnen
Pfarrer-Kreins-Str. 2
52538 Selfkant Süsterseel
Telefon 02456 – 3627
Fax 02456 – 3019
pastor.bohnen@kirche-selfkant.de
www.kirche-selfkant.de
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4 Antworten auf „Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. (Lk 17,10)“
Hier ist die Gefahr sehr hoch eine Haltung der Undankbarkeit gegenüber Gott und den Menschen zu verharmlosen!! Wenn ich beschenkt werde sei es von Gott durch Seine Gnade und Seine Liebe so SCHULDE ich Dank, ebenso bei Menschen, die mir persönlich etwas Gutes tun und mich beschenken. Da schulde ich ebenso Dank, auch als Priester, das ist einfach ein Gebot der Nächstenliebe und Zeichen guter Manieren. Da braucht man nicht die Münze herumzudrehen und dem „Geber “ überzogene Erwartungen zu unterstellen.
Anders verhält es sich mit Aufgaben die für eine größere Gruppe z.B. die Gemeinde übernommen werden, da sehe ich den Priester nicht in der Verpflichtung jedem einzelnen für jede Einzelaktion zu danken, wer das erwartet sollte wirklich seine Motivation überdenken.
Guten Morgen zusammen,
mich spricht der heutige Tagesimpuls an. Ich bin Herrn Pastor Bohnen dankbar für seine Mühe, die er sich mit uns gibt. Das tut gut!
Es geht heute ums Danken. Dankbarkeit und Anerkennung sind eng miteinander verbunden. Warum lechzen so viele Menschen nach Anerkennung? Es könnte sein, dass jemand sich selbst gerne im Mittelpunkt sieht. Ich glaube, man übersieht dabei aber das Gute, das in diesen Menschen steckt, wenn man so urteilt.
Es könnte aber auch sein, dass jemandem jedwede Anerkennung und jedweder Respekt von Mitmenschen versagt wird. Dabei denke ich z. Bsp. an Menschen vom Rande der Gesellschaft. Diese Menschen kämpfen manchmal regelrecht um ein bischen Anerkennung. Und da möchte ich den Unterschied sehen zur Ich-Bezogenheit. Es gibt doch Menschen, die Mangel an Anerkennung und Wertschätzung leiden. Für diese Menschen ist Anerkennung und Wertschätzung Balsam für die Seele.
Gestern ging es um den Heiligen Martin, der andere „gesehen“ hat. Am Sonntag ging es im Evangelium auch um Anerkennung und Gesehen-Werden. Dazu fällt mir etwas ein: es gibt „die verändernde Macht des Gesehen-Werdens“. Alles zusammen gesehen ist es gar nicht so einfach.
Herr Pfarrer Bohnen erinnert mich an meine Mutter. Sie hat mir als Kind gesagt, dass mir als Erwachsener niemand mehr sagen würde, was ich tun und lassen soll. Deshalb schätze ich Herrn Pfarrer Bohnen auch so sehr. Er kümmert sich um uns und andere. Ich lasse es mir von ihm auch sagen.
Von Reinhard Dismas:
Es ist für uns heutige Christen nur schwer zu ertragen, dass Jesus, der sonst doch in vielen sozialen Fragen klare Aussagen gemacht hat, kein Wort gegen die Sklaverei
gesagt hat. Im Gegenteil, alle seine diesbezüglichen Äußerungen, wie die des heutigen Evangeliums, können eher als eine Bestätigung der Sklaverei ausgelegt werden.
Das hat unsere Kirche dann auch reichlich getan und Jahrhunderte lang Sklaverei und Leibeigenschaft im wahrsten Sinne des Wortes ihren Segen gegeben.
Hauptsächlich betrieben wurde das natürlich von den reichen und mächtigen Kirchenfürsten, den Päpsten, Kardinälen und Bischöfen, die sich auch oft nicht zu schade waren mit ihren Geld im profitablen Sklavenhandel mitzumischen.
Aber auch die ganz “normalen“ christlichen Farmer und Fabrikbesitzer sangen jeden Sonntag andächtig im Gottesdienst ihre Hymnen, während sie hunderte Sklaven oder Leibeigene hielten. So geschehen, noch bis Ende des 19.Jahrhundert in den USA, Russland und Südamerika.
Da gibt es bei uns Christen, egal ob evangelisch oder katholisch, noch einiges aufzuarbeiten. Wenn die Kirche endlich da nur annähernd etwas unternehmen würde, wie bei den heutigen Fällen mit Missbrauchsopfern. Da sind Millionen Menschen, die mit den Segen der Kirche ihr ganzes Leben permanent missbraucht wurden.