Jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. (Joh 11,26)

Allerseelen

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
Joh 11, 17–27

Als Jesus in Betanien ankam,
fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.
Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen.
Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Tagesimpuls

Jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. (Joh 11,26)

Heute, am Fest Allerheiligen, möchte ich schon das Evangelium von morgen, Allerseelen, betrachten, weil ich gestern schon Allerheiligen betrachtet habe. Der Unterschied ist: Wir Katholiken glauben, dass es nach dem irdischen Ableben drei Möglichkeiten gibt: Himmel, Hölle oder Fegefeuer (das Letztere nennt man besser Reinigung). Allerheiligen feiern wir mit den Heiligen im Himmel. An Allerseelen verbinden wir uns mit den Seelen der Menschen, die sich in der Reinigung befinden, damit ihnen durch unsere Gebete geholfen wird, das endgültige Heil zu erlangen.

Jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.

Daher ist für Allerheiligen die liturgische Farbe weiß, für Allerseelen ist es schwarz. Schwarz ist in unserer Kultur die Farbe der Trauer. Damit betonen wir, dass die Seelen der Verstorbenen noch unser Gebet brauchen. Manche bevorzugen für eine Beerdigungsmesse die Farbe weiß. Man muss dann aber bedenken, dass dies, wenn man es streng liturgisch sieht, einer Heiligsprechung gleichkäme. Aus Demut sollten wir meiner Meinung nach davon absehen. Wir sollten uns oder unsere Verstorbenen nicht von uns aus heiligsprechen. Vielleicht brauchen sie Gebet um Reinigung, und wir versäumen es, weil wir uns einbilden, es gäbe die Reinigung nicht, und sie wären sofort den Heiligen gleich im Himmel.

Jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.

In Jesus leben wir! Auch wer stirbt, lebt in Jesus. Jesus sagt sogar, dass der Glaubende gar nicht stirbt. Er meint damit, dass das Leben in Christus nicht sterben kann. Sterben kann nur der irdische Leib. Das Seelenleben in Christus kann gar nicht sterben, es ist in Jesus geborgen. Von daher kann man sagen, dass auch die Seelen in der Reinigung schon Anteil haben an der Auferstehung Christi, sie sind schon in der Gegenwart Gottes. Sie leiden unter den Sünden ihres Lebens, was aber normal ist in der Gegenwart Gottes. Wenn wir die volle Erkenntnis über uns selbst von Gott empfangen, dann muss das mit einem Leiden verbunden sein, weil wir nicht so gelebt haben, wie wir hätten leben können. Irgendwann sind wir dann ganz mit uns, mit den Menschen und mit Gott versöhnt. Dann kommen wir in den Himmel.

Gebet:

Jesus, am Allerheiligentag möchten wir die Freude des Himmels in uns aufnehmen. Am Allerseelentag möchten wir für unsere Verstorbenen beten, damit sie in der Reinigung getröstet werden und bald die vollkommene Versöhnung erlangen. Bitte schenke uns die Gnaden, die mit den jeweiligen Feiertagen verbunden sind. Und bitte stärke unseren Glauben an die Auferstehung.

Pastor Roland Bohnen

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