02 Woche im Jahreskreis Donnerstag
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
Mk 3, 7-12
In jener Zeit zog sich Jesus mit seinen Jüngern an den See zurück. Viele Menschen aus Galiläa aber folgten ihm. Auch aus Judäa,
aus Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet jenseits des Jordan und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen Scharen von Menschen zu ihm, als sie von all dem hörten, was er tat.
Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot für ihn bereithalten, damit er von der Menge nicht erdrückt werde.
Denn er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren.
Wenn die von unreinen Geistern Besessenen ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist der Sohn Gottes!
Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.
Tagesimpuls
Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei. (Mk 3,12)
Die bösen Geister sprechen durch die besessenen Menschen. Ich weiß, dass viele nicht an so etwas glauben. Manche können es gar nicht verstehen, wenn ein Priester eine solche Bibelstelle wörtlich versteht. Ich muss sagen, dass ich daran glaube, und dass ich auch Berichten von Exorzisten glaube, die so etwas schon erlebt haben. Wenn wir das irritierend finden, weil es uns völlig unbekannt und unvorstellbar vorkommt, dann können wir vielleicht dankbar sein, dass wir mit diesen Dingen noch nicht in Berührung gekommen sind. Wahrscheinlich hat uns Gott auf allen unseren Wegen davor behütet. Wenn aber jemand so etwas erlebt, dann sollte man ihm helfen.
Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.
Wenn nun die bösen Geister Jesus erkennen und bekennen, warum verbietet Jesus es ihnen denn? Warum will Jesus nicht, dass bekannt gemacht wird, wer er ist? Diese Frage nach dem sogenannten Messiasgeheimnis wird auch an anderen Stellen im Evangelium aufgeworfen. Immer wieder hören wir, dass Jesus sagt, die Menschen sollen nichts weitererzählen. Meistens gelingt da aber nicht.
Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.
Ich frage mich: Hat Jesus eine Pädagogik? Wenn ich es mit dem Lehrplan einer Schule vergleiche, dann gibt es Stoff, der nicht im ersten Schuljahr behandelt wird, sondern erst in der Oberstufe. Muss man es sich so vorstellen, dass Jesus Zeit braucht, um sich uns zu offenbaren, dass er nicht mit der Tür ins Haus fallen kann? Braucht es Vorstufen, die die Menschen erst einmal erleben müssen, bevor sie dann das volle Messiasgeheimnis verstehen können?
Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.
Diese Gedanken würden zumindest auch das erklären, was wir in unserer heutigen Zeit erleben. Wir erleben als Kirche so viele Menschen, denen wir nicht unterstellen können, dass sie böse und verstockt sind. Aber sie sind auch noch nicht so weit, dass sie Jesus so richtig erkennen würden. Sie sprechen von den christlichen Werten, sie fühlen sich der Kirche zugehörig, auch wenn sie nur selten unsere Gottesdienste mitfeiern. Kann es sein, dass es Menschen gibt, die auf einem guten Weg sind, die aber noch Zeit brauchen? Sie erkennen Jesus im Moment einfach noch nicht.
Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.
Ich stelle mehr Fragen, als ich Antworten gebe. Wir alle sind eingeladen, Jesus selbst zu fragen im Gebet. Und es darf viele Antworten geben. Es muss nicht die eine gültige Interpretation geben. Das wichtigste ist, dass die Menschen sich an Jesus heran drängen, dass sie seine Nähe suchen. So kann Jesus sie weiterführen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass sie Jesus finden. Und was uns selbst betrifft, so werden wir auch immer tiefer in die Erkenntnis Christi hineingeführt.
Gebet:
Jesus, du bist gekommen, um dich zu offenbaren, aber dies scheint ein Weg zu sein, auf dem wir Schritt für Schritt gehen. Wenn du dich uns offenbarst, dann ist es das Wirken des Heiligen Geistes und das Zeugnis der Kirche. Böse Geister haben damit nichts zu tun, die willst du fern halten, du willst uns davon befreien. Lass uns alle dich immer mehr erkennen und nimm alle Hindernisse von uns, die uns noch an der Erkenntnis hindern.
Pastor Roland Bohnen
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